Mexico City – ein Bild

Planet.wissen startet einen Artikel über Mexiko City mit folgenden Worten:

„20 Millionen Menschen, eingeschlossen in einem Tal. Es gibt kaum Trinkwasser, der Boden ist sumpfig, die Luft schmutzig. Ein Vulkan spuckt in unregelmäßigen Abständen Asche. Es herrscht dauernde Lebensgefahr. ….“

Ein Bild von Mexiko City, welches bestimmt viele Deutsche haben. Meiner Erfahrung nach sind die Wörter Smog, Gewalt, Drogen, Menschenmengen und Armut die meist genannten Wörter in Verbindung mit Mexiko City.

Ist dieses Bild gerechtfertigt? 

20 Millionen Menschen, eingeschlossen in einem Tal.

Die Stadt ist voll. Ganz klar – voller geht es nicht. Fast überall wuseln Menschen, sind Autos und Lärm. Alleinstehende Häuser gibt es nicht und ein ruhiges Eckchen sucht man oft vergebens. Aber auch hier gibt es Oasen. In der Gegend in der wir gerade leben fahren kaum Autos. Menschen stehen auf der Straße und unterhalten sich oder haben ihre kleinen Verkaufsstände oder sogar ganze Märkte aufgebaut. Man darf halt nicht nur die großen Hauptstraßen sehen. Der Ring in Köln ist auch immer super voll!

In den letzten 20 Jahren ist Mexiko City kaum noch gewachsen.  Industrien wurden ausgelagert, kontrollierte Familienplanungen von der Regierung gesponsort. Man sagt es habe seine maximale Größe erreicht – und das ist auch gut so!

Es gibt kaum Trinkwasser.

Stimmt. Mexico City liegt auf einer Hocheben ohne nahe Wasserressourcen. Nur 10 % des Wasserbedarfs kann durch Regenwasser oder Flüsse abgedeckt werden. Wasserbeschaffung ist ein Problem, Rohre sind alt und lassen ca. jeden dritten Liter Trinkwasser versickert im Boden. Außerdem gehen die Mexikaner nicht sehr bewusst mit dem Wasser um. Wasser ist hier sehr billig. Bei nicht bezahlen der Rechnung, darf das Wasser nicht abgedreht werden, da das Recht auf Wasser im Grundrecht verankert ist. Das bedeutet viele Mexikaner bezahlen ihre Wasserrechnungen nicht. Und hier schließt sich ein Teufelskreis, denn die Regierung kann die Verbesserungsmaßnahmen wegen Geldmangel kaum zahlen. Vielleicht sollte man über Regulierungen der Wassernutzung nachdenken.

Der Boden ist sumpfig.

Klar, jeden morgen ziehe ich meine Gummistiefel an und stampfe los ;-D!

Mexico City wurde von den Azteken inmitten eines Sees gebaut. Den Menschenansturm der später mal kommen sollten haben sie dabei wohl nicht bedacht 😉 Damit alle Menschen hier leben können wurde der See trockengelegt. Vermutlich war das keine so gute Idee – zumindest sieht man in der Stadt viele alte Gebäude die ganz klar abgesackt sind. Einige sollen bis zu 8 Metern tief im Boden versunken sein. Jedes Jahr sackt die Stadt ca. 10 cm ab (Aussage von hier lebenden Menschen)! Ich merke davon natürlich nichts.

Memo an mich: Gummistiefel wegpacken!

Die Luft ist schmutzig.

Als ich hierhin geflogen bin habe ich gedacht es wird ähnlich wie in HongKong sein, wo ich in zwei Wochen nicht einmal die Sonne gesehen habe. Jahrzehntelang war das wohl auch in Mexico City so. Nicht umsonst hatte Mexico City den Ruf die schmutzigste Stadt der Welt zu sein. Aber es hat sich einiges verändert. Man hat viel getan um die Luft sauberer zu halten, z.B. haben die Autos Katalysatoren. Das können nicht viele Autos in Lateinamerika von sich behaupten 😉 Und das deutsche Auto VW Käfer (Markenzeichen der Stadt als Taxi) stirbt aus.

Natürlich ist die Luft nicht mit der Luft in Walsrode oder Gummersbach zu vergleichen…. aber ich sehe zumindest jeden Tag die Sonne. Das können wiederu Gummersbach und Walsrode nicht von sich behauten. Ich atme trotzdem weiterhin tief ein und aus, denn mit 23 Prozent weniger Sauerstoff in der Luft fällt mir das atmen sowieso nicht so leicht. Einen Dank an die Höhenlage!

Es herrscht dauernde Lebensgefahr.

Wenn ich mir den Verkehr anschaue, dann würde ich sagen, das stimmt. Ist ja auch kein Wunder, wenn hier kein Mensch einen Führerschein machen muss. Mit 18 bekommt man ihn einfach. Keine einzige Theoriestunde und keine Praxisstunde. Regeln gibt es keine. Besonders Fußgänger sind gefährdet.

Memo an alle: Augen auf beim Tacokauf 🙂    –     Man war der schlecht :-D!!!

Abgesehen davon habe ich aber tolle Neuigkeiten. Drogen und Gewalt gibt es zwar viel in Mexiko, aber hauptsächlich an der Grenze zu den USA. Dort wo der Drogenhandel dominiert. Nimmt man diese vier Staaten aus der Statistik raus, hat Mexiko eine geringere Mordrate als Kanada. Und mal ganz ehrlich, wer bucht einen Urlaub nach Kanada und bangt um sein Leben?

Armut

Klar gibt es in einer 20 Millionenstadt Slums ohne Wasser und ohne Strom. Hält man sich aber in der Hauptgegend auf, welche immerhin 10x so groß ist wie Köln, dann begegnet man kaum Armut. (Ich weiß Armut hat eine weite Definitionsspanne. Armut in Deutschland ist sicher anders definiert als Armut in Mexico.)

Unsere Bild über Mexico City ist also nicht absolut falsch, aber auch nicht absolut richtig. Leider hört man viel zu selten von den positiven Dingen. Positives in Mexico City ist ganz klar:

– alte wunderschöne Gebäude,

– sichere Stadt,

– Musik auf der Straße,

– tolles Wetter,

– lachende, freundliche Menschen,

– Tacos, Pulque und Enchiladas,

– geschichtsträchtige Stadt und

– gute öffentliche Verkehrsmittel in der gesamten Stadt

Schlechte Nachrichten fließen letztendlich immer besser und schneller als Gute. Mexico City hat es jedoch verdient, dass auch die guten Seiten und die positiven Veränderungen in der Stadt gesehen, wahrgenommen und in unser Bild von Mexico City mit aufgenommen werden.

Die Einleitung des Artikels von planet.wissen endet mit den Worten:

„So wie fast alles an dieser Stadt: uralt, wunderschön, riesengroß, superlebendig – eine echte Mega-City eben.

 

 

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