7 Uhr morgens. Ich liege eingemummelt in meinem Schlafsack und höre wie Michael vorm Zelt verzweifelt versucht das Feuer in Gang zu bringen. An aufstehen mag ich nicht denken, denn die Eisspuren am Zelt und auf meinem Schlafsack zeigen mir, dass es die zweite Nacht in Folge gefroren hat und dies weckt die Erinnerung an den vorigen Morgen. Ich hasse Kälte, Kleidung wechseln im Zelt und waschen mit kaltem Wasser. Keine Wärmequelle in der Nähe zu haben macht es wirklich nicht besser!
Michael guckt durchs Zelt und meint es sei Zeit aufzustehen – das Feuer will nicht starten – seine Hände sind rot und sein Gesicht halb verdeckt von der Wintermütze, die wir nach unserer ersten kalten Campingnacht gekauft haben.
„You do not have to dress, we will do everything in the car and leave. It is so cold i cannot move my fingers“ – mit einem Blick in sein Gesicht ist klar, ich sollte mich beeilen und zu diskutieren ist hier eh nichts mehr ;-D
30 Minuten später sitzen wir im Auto (in Schlafkleidung, ungewaschen und ohne Frühstück im Bauch) und wärmen die Hände an der Autoheizung. Ich denke wir befinden uns auf einem Supervulkan (dem größten Vulkan Amerikas), kann der nicht wenigstens ein bisschen Hitze abgeben?
Nein, kann er nicht…zumindest nicht jetzt und nicht für uns. Vielleicht ist es auch besser so, denn sollte es einen Ausbruch geben, wäre dieser vermutlich fatal und würde definitiv einen der schönsten Plätze der Welt zerstören. Yellowstone hat mir gezeigt wie wunderschön Natur sein kann. Nicht, dass ich das nicht schon gewusst hätte, aber man kann ja alles noch toppen. Yellowstone toppt!!!!! Einzigartig und wunderschön. Yellowstone ist der älteste Nationalpark der Welt und ich sehe warum die Menschen dieses Stück Natur schützen wollten. Ich habe selten so etwas farbenfrohes gesehen,
bin begeistert von den Farben in einer beinahe tot wirkenden Umgebung.
Schlammtöpfe….
Geysire….
Video: Old Faithful
und kochende Quellen….
faszinieren mich die ganzen drei Tage.
Langsam wird es warm im Auto, es ist Zeit für einen Stopp. Kofferraum auf, schnell gewaschen und gefühstückt. Diese Aussicht beim Frühstück hat man auch nicht alle Tage 😉
Langsam fahren wir über die Straße des Parks. Sie schlängelt sich wie eine 8 einmal durch den Park. Die Touristenattraktionen kann man alle mit dem Auto anfahren. Wenn man ohne Stopp durchfährt kann man die 8 in ca. 8 Stunden bewältigen, aber wer will das schon in einem Park wie Yellowstone. Man kann also einiges Zeit hier verbringen und trotzdem NUR die Hauptattraktionen sehen. Wenn man möchte kann man sich natürlich auch mit Kompass und Karte ins Hinterland begeben. Wir machen das leider nicht. Beim nächten Mal (und das wird ganz sicher kommen) wird der kleine Rucksack gepackt 😉 Diese mal bin ich noch voll mit den Hauptattraktionen beschäftigt!
Plötzlich tauchen bestimmt 30 Autos vor uns auf. Menschen über Menschen am Straßenrand. Das kann nur ein bedeuten: Tier gesichtet.
Nur welches?
Pronghorn,
Bison,
Bär, Wolf, Elch oder Coyote…? Schnell parken und aussteigen, man will ja nichts verpassen!
Und tatsächlich, da ist er….
…mein erster Bär in freier Wildbahn !!! Mein Herz macht Hüpfer vor Freude und das Beste ist, dass uns ein Fluss trennt. Ich kann mich also setzen und den Bär ganz in Ruhe betrachten! Ein bisschen Sorgen mache ich mir um den Angler, der mitten im Fluss steht. Er scheint aber wenig beeindruckt zu sein…na dann!
Irgendwie sieht der Bär auch ganz friedlich aus…faul liegt er in der Sonne direkt am Fluss, ab und zu hebt er den kopf und schaut zu uns rüber. Dann wälzt er sich auf den Rücken und legt sich wieder bequem hin. Was für ein Genießer 😉
Wir verabschieden uns von unserem Bär und leider auch von Yellowstone um unsere Reise weiter fortzusetzen. Yellowstone ist einzigartig!!!!! Jeder der die Möglichkeit hat sollte es einmal selber erleben. Für mich ist eins klar: Beim nächsten Mal habe ich Handschuhe und lange Unterwäsche dabei und ich bleibe mindestens 1-2 Wochen!!!! Denn einen Platz wie Yellowstone habe ich zuvor noch nicht gesehen.